Phrasen, Floskeln, Mitgefühl?


„Sorry, sorry!“ Die Rufe kommen, bevor mich der Schmerz erreicht. Ja, ich bin wieder einmal gestürzt und da liege ich nun auf dem Bauch, neben der Strasse und von Dutzenden Augenpaaren beobachtet. Peinlich? Sicher. Aber es passiert mir hier regelmässig praktisch monatlich und mittlerweile habe ich mich beinahe daran gewöhnt, dass ich aussehe, wie damals mit 5 Jahren. Knie und Ellbogen sind quasi permanent aufgeschlagen (nicht zu vergessen, die aufgekratzten Mückenstiche). Es gibt einfach zu viel zu sehen, auf zu vieles aufzupassen und zu viel, das meine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Kommt hinzu, dass es hier gemein rau ist, der Strassenbelag nicht so smooth wie in der Schweiz, die Steine um einiges grösser und kantiger und die Erde irgendwie härter. Aber über meine Verletzungen wollte ich jetzt nicht schreiben, sondern vielmehr über die Reaktionen, die darauf folgen. Was geschieht, wenn einem hier ein Missgeschick widerfährt? Augenblicklich ruft die Umgebung ‚sorry!’. Was offensichtlich natürlich nicht als Entschuldigung gilt, sondern vielmehr eine Mitgefühlsbekundung ist. Niemand schaut weg, wenn ich mir wehtue, sondern man versucht mir zu helfen oder mindestens auszudrücken, dass man weiss, wie schlimm es ist. Hey, ich hab’s gesehen, und du tust mir leid.
das gibt hässliche Verletzungen 
Also sage ich: ‚Danke’, anstatt: ‚Es ist nicht dein Fehler.’ Und: ‚It’s okay.’
Ähnlich verwirrend fand ich anfangs auch, dass auf mein ‚Good morning’ meist mit ‚fine, fine’ geantwortet wird. Warum ‚fine, fine’? Das ist doch die Reaktion auf ‚wie geht’s?’. Oder ist ein guter Morgen einfach fein? Nun, wie auch immer, eigentlich kann man mit sorry und fine nie wirklich falsch liegen.

Tutaoana
Eure African queen
Irène





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